Auf Einladung von Norbert Zeller war ich dort und versuche eine Wiedergabe im Telegrammstil.
Das Wort "Elektrifizierung" verwende ich dabei ausdrücklich nicht, da dies mittlerweile im Sinne politischer Täuschungsmanöver auch für den Einsatz von Akku und Hybridantrieben benutzt wird.
Die SPD-Bodenseekreis hat sowohl die Priorität als auch die Brisanz dieser Thematik erkannt und versucht, mit dieser Veranstaltung einen wichtigen Akzent zu setzen.
Bereits im Grußwort (1/4 der Rede)des Sipplinger Bürgermeisters war jedoch zu erkennen, dass die Fahrleitungsgegner versuchen die Veranstaltung für Ihre Position zu nutzen. (3/4 seiner Rede war eine Aufzählung von Gründen gegen die Oberleitung)
Herr Franke vom Regionalverband, und Vorsitzender des Interessenverbandes Bodenseegürtelbahn, hat deutlich gemacht, dass nur mit der Schließung der Fahrleitungslücke Friedrichshafen- Radolfzell in Zukunft umsteigefreie Verbindungen wie Ulm-Basel zu realisieren sind. Er hat auch erklärt, weshalb trotz der Zuständigkeit von Land(Regionalverkehrsbestellung) und Bund(Bau und Erhalt von Infrastruktur) und nur mit kommunalen Geldern der Anrainerkommunen ein sofortiger Planungsbeginn erfolgen wird, dem Projekt ansonsten das Verschieben auf den Sankt Nimmerleinstag droht. Um Planen zu können muss man natürlich auch wissen was man realisieren will.
Der Schweizer Verkehrsplaner Paul Stopper hat ebenfalls auf die Netzfunktion dieser Bahnlinie hingewiesen und die damit verbundene Erfordernis von Fahrleitung und Streckenkapazität, konkret nannte er Doppelspurabschnitte, erläutert. Er hat auch erklärt, weshalb versuche mit neuen Techniken in Neuen oder umgebauten Fahrzeugen nur auf endständigen Nebenbahnen mit abgegrenzten Fahrzeugumläufen, aber nicht auf der Bodenseegürtelbahn, sinnvoll sind.
Die übrigen "Experten" haben den wesentlichen Teil der Zeit darauf verbracht, neu auf dem Markt befindliche und in Entwicklung stehende Fahrzeuge als Alternative zur Oberleitung anzupreisen, dabei wurde die verschiedenen Techniken wild durcheinander geworfen und eine Vielzahl nicht vergleichbarer Kosten/Nutzenrechnung vorgetragen.
Die Fragerunde an die Zuhörer verlief im wesentlichen gleich. Die Wortmeldungen der Fahrleitungsgegner waren deutlich in der Überzahl, und haben mehrfach vorgerechnet, was man mit dem eingesparten Geld der Oberleitung alles kaufen kann. Obwohl längst nachgewiesen ist, dass auch in den Überlinger Tunnels mittels Stromschienen- statt Kettenfahrleitung eine baulich einfache Lösung möglich ist, wurden diese mehrmals aus Kostengründen als Argument gegen Fahrleitungsbau vorgeschoben.
Die eigentlich wichtige Erhöhung der Streckenkapazität wurde, ausgenommen die Ausführungen von Paul Stopper, nicht angesprochen. Mit meiner Wortmeldung habe ich versucht dieses Thema zu priorisieren. Dabei habe ich angesprochen was in diesem Zusammenhang gerne verschwiegen wird beziehungsweise gar nicht bekannt ist:
Die neoliberalen Auswüchse der Bahnprivatisierung haben dazu geführt, das große Teile des Bahnselbstanschluss-netz (Basa) über den Zwischeneigentümer Mannesmann in den Besitz der heutigen Vodafon gelangt sind. Die Nutzung dieser Leitungen für die Betriebs und Sicherungstechnik (zum Beispiel sitzt der Fahrdienstleiter von Friedrichshafen in Karlsruhe) generieren sehr hohe Kosten, was einer der Hauptgründe für den Rückbau von Weichen ist. Die noch durchgängig mit örtlichen Fahrdienstleitern funktionierende Sicherungstechnik auf dieser Strecke(Ausgenommen Manzell) ist, soweit dies von Außenstehenden überhaupt nachprüfbar ist, offenbar erst deutlich nach 2030 für eine Modernisierung vorgesehen. Dies erklärt auch die Zurückhaltung von DB-Netz gegenüber den geforderten Ausweichbahnhöfen oder Doppelspuren. Dass solche auch mit alter Sicherungstechnik wieder hergestellt werden könnten, zeigen die Formsignale die im Abschnitt Erzingen-Schaffhausen beim zweigleisigen Ausbau samt Fahrleitung erhalten bzw. neu aufgestellt wurden. Offenbar spielt auch eine Rolle wer bestellt und bezahlt, wie dies auch Herr Franke ausgeführt hat.
Gegen 21.05 Uhr haben die meisten Ausbaubefürworter die Veranstaltung verlassen, weil sie mit dem Zug angereist waren, und um 21.19 bzw.21.30 die letzte Rückfahrtmöglichkeit hatten.
Passend zur Veranstaltung war die Wandinschrift des Veranstaltungsraumes: "Ein gemeinsames Ziel erreicht man nur durch Einigkeit" worauf Paul Stopper den Hausherr(Sipplingens Bürgermeister) süffisant hingewiesen hat.
Das Fazit kann jeder von Euch selbst beurteilen. Ich hoffe das war als Info ausreichend