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Fahrscheine, bitte!" - Kathrin Eppen ist Kundenbetreuerin im Nahverkehr (PM)

"Fahrscheine, bitte!" - Kathrin Eppen ist Kundenbetreuerin im Nahverkehr

Schaffner, Zugbegleiter, diese Bezeichnungen stimmen alle nicht mehr: Heute begleiten Kundenbetreuer im Nahverkehr die Gäste im Zug. Ihre Aufgaben gehen über die bloße Ticketkontrolle hinaus.
MIRIAM KAMMERER | 21.08.2014
Kathrin Eppen pfeift zur Abfahrt des Zuges und schwingt dabei die rote Kelle.

Foto: Volkmar Könneke

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Kathrin Eppen pfeift zur Abfahrt des Zuges und schwingt dabei die rote Kelle.

Bahnhof Ulm 8.54 Uhr, auf Gleis 3 warten zahlreiche Menschen auf den Zug nach Stuttgart. Es sind Sommerferien in Baden-Württemberg und viele sind in Ausflugslaune. Die Wartenden schauen ungeduldig auf ihre Armbanduhren und Smartphones. Der Zug hat Verspätung. Es geht erst 15 Minuten später los.

Als der Interregio in Ulm eintrifft, steigt Kathrin Eppen aus. Ihr brauner Pferdeschwanz wippt leicht beim Gehen. Kleine, silberne Stecker blinken an ihren Ohren. Sie strahlt. Die 26-jährige ist Kundenbetreuerin im Nahverkehr (KiN) und sie begleitet die Fahrt nach Stuttgart und zurück.

"Trrrrrrrrrr", Kathrin Eppen nimmt ihre Trillerpfeife in den Mund und pfeift. Das Startsignal für den Zug. Dann hebt sie die rote Kelle, springt in die einzige noch geöffnete Tür, verschließt diese und der Zug rattert los. Sie geht durch den Zug, besorgte Fahrgäste bangen wegen der Verspätung um ihre Anschlüsse. "Erst positiv denken," entgegnet Eppen ihnen.

Seit einem Jahr arbeitet Eppen als Kundenbetreuerin. In München hat sie bei der DB Fernverkehr eine Ausbildung zur Kauffrau im Verkehrsservice gemacht und saß danach am Schalter. "Weils interessanter ist als am Schalter", hat sie sich bei der DB Regio für den Dienst im Zug ausbilden lassen. Dank ihrer abgeschlossenen Ausbildung dauerte das nur ein halbes Jahr.

Eppen geht durch den Zug. Mit jedem Halt wird er voller. Wie kann sie sich merken, wen sie schon kontrolliert hat und wen nicht? "Jeder hat etwas Einprägsames," sagt sie - und sie versuche sich, die Sitzordnung zu merken.

"Fahrscheine, bitte!" Eppen bahnt sich ihren Weg durch die Abteile. Mit dabei hat sie eine Zange und ein mobiles Terminal. Die Tickets vom Automaten bekommen einen Zangenabdruck. Online- und Handytickets werden mit dem mobilen Terminal gescannt. "Ein bis zwei Schwarzfahrer pro Schicht" begegnen der Betreuerin im Normalfall. Auf dem Weg nach Stuttgart ist heute keiner dabei.

Hauptbahnhof Stuttgart: Etwa 25 Radfahrer warten darauf in den bereits verspäteten Zug einzusteigen. Jeder will der erste sein. "Typisch Deutsche Bahn!", schimpft eine Frau mit Fahrrad auf dem Bahnsteig. Alle haben es eilig. Kathrin Eppen mischt sich unter die Radfahrer. Sie ist keine große Frau, aber ihre Stimme dringt aus dem wütenden Sprachwirrwarr heraus. Wer zuletzt aussteigt, soll sein Rad zuerst in den Waggon hieven. "Satteltaschen bitte abnehmen!" Das spart Platz im engen Zug. Das Gezeter nimmt ab, die Fahrgäste merken, dass Eppen nur helfen will. Die Fahrt kann fortgesetzt werden. Eppen will eine Durchsage machen, sie kommt nur mühsam voran. Die Reisenden wollen wissen, wie es mit ihren Anschlüssen aussieht. "Erst positiv denken", ihrem Credo bleibt Kathrin Eppen treu.

Nebenher sendet sie mit ihrem Dienst-Smartphone Meldungen an die Transportleitung. So kann sie versuchen, den Anschlusszug für ihre Gäste aufzuhalten. Dazu tippt sie die Zahl der Kunden ein, die den entsprechenden Zug erreichen wollen und wie viel Verspätung die Fahrgäste schon haben. Während sie zum Bordmikro geht, meldet sie, dass keine Fahrräder mehr Platz haben im Zug. Das wird dann sofort an den Zwischenbahnhöfen der Strecke angezeigt. Wer die Bahn-App auf dem Smartphone hat, kann es auch dort erfahren.

Bei der Durchsage hören die Gäste, dass der Zug jetzt 22 Minuten Verspätung hat. Solche Tage dürften unangenehm für Eppen sein, wenn das "Geschimpfe" losgeht, und sie die Leute zwar versteht, aber doch nur bedingt helfen kann.

Eine Mutter und ihre Tochter zeigen mit verzweifeltem Gesicht ihr Ticket. "Wir wollen heute in den Urlaub fliegen." Schon ihr erster Zug hatte eine Stunde Verspätung und jetzt das. Ob die beiden heute noch von Friedrichshafen nach Kreta fliegen werden, ist ungewiss. Kathrin Eppen ist hier vor allem psychologisch gefragt: Sie macht Mut und teilt die Hoffnung, dass Mutter und Tochter es schaffen.

Ein Mädchen, dick eingemummt in eine Jacke, stupst die Kundenbetreuerin an. Die Klimaanlage sei zu kalt eingestellt. Eppen kontrolliert das. Das Thermometer zeigt 23 Grad an, eigentlich Normaltemperatur in Nahverkehrszügen. Dennoch dreht sie den Hebel etwas höher.

Trotz des Meckerns: Kathrin Eppen mag, was sie tut. "Das unterwegs sein" und "bei den Kunden sein", die junge Frau gerät regelrecht ins Schwärmen.

Bahnhof Ulm, 11.17 Uhr. Immer noch 15 Minuten Verspätung. Kathrin Eppen verlässt den Zug. Sieben Minuten hat der Zug seit Stuttgart aufgeholt. Vielleicht heben Mutter und Tochter heute doch noch nach Kreta ab.

Zusatzinfo

Rund um die Bahn

Kundenbetreuer Die DB Regio beschäftigt in Baden-Württemberg 358 Kundenbetreuer im Nahverkehr. Der Frauenanteil liegt bei 51 Prozent. Die Zugbetreuer im Fernverkehr, zum Beispiel im ICE, sind hier nicht mit eingerechnet.

Ausbildung Die Berufsausbildung zum Kaufmann für Verkehrsservice dauert drei Jahre. Bei guter schulischer Vorbildung kann sie auf 2,5 Jahre verkürzt werden. Quereinsteiger mit einer abgeschlossen Berufsausbildung können in einem halben Jahr zum Kundenbetreuer im Nahverkehr ausgebildet werden. Kundenbetreuer haben eine Ausbildung zum Ersthelfer. Während der Ausbildung lernen sie auch Konflikte zu entschärfen. Das wird im weiteren Berufsleben regelmäßig wiederholt.

Verdienst Kundenbetreuer im Nahverkehr werden nach dem Entgelttarif der Deutschen Bahn AG bezahlt. Neueinsteiger beginnen bei rund 28.500 Euro im Jahr. Nach mehr als 25 Jahren sind maximal etwa 31.200 Euro jährlich erreichbar. Prämien und Zulagen sind hier nicht mit eingerechnet.

Geburtstag Die DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB) feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Die RAB betreibt unter anderem 33 Lokomotiven, 109 Personenwagen und 149 Dieseltriebwagen.

Sicherheit In Nahverkehrszügen sind die Kundenbetreuer meist allein in den Waggons. Gesteuert werden die Nahverkehrszüge von so genannten Teamfahrzeugfahrern. Sie sitzen in der Lok. Bei größeren Veranstaltungen, wie dem Volksfest auf dem Cannstatter Wasen oder Fußballspielen, werden von der Bahn noch zusätzliche Sicherheitsleute engagiert. mk

Quelle: www.swp.de
ThemaAutorKlicksDatum/Zeit

Fahrscheine, bitte!" - Kathrin Eppen ist Kundenbetreuerin im Nahverkehr (PM)

Hechter100121. August 2014 23:32

Tippfehler ??

matze21868522. August 2014 17:51

Re: Tippfehler ??

diezge63823. August 2014 08:46



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